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Brunsbuettel

Dass es Radiolysegas gibt und es schon weltweit viele Explosionen  - insbesondere bei Siedewasserreaktor-Anlagen - gegeben hat, ist Insidern seit langem bekannt. Ansich ist es zu früh, über den Vorfall in Brunsbüttel (KKB) zu berichten. Da aber die Presse und Greenpeace diese abwartende Haltung bis zur völligen Klärung ausnutzen, hier ein paar kurze erste Klarstellungen:

Im Dezember wurde eine kleine Leckage im Sicherheitsbehälter erkannt, die aber nachdem man einige Armaturen geschlossen hatte wieder ver- schwand. Man ahnte wohl, dass die Leckage an der Deckelsprühleitung aufgetreten war. Diese Deckelsprühleitung dient dazu beim Abfahren den Deckel des Reaktordruckbehälters zu kühlen und den Dampf in diesem Bereich niederzuschlagen. Die Nachkühlsysteme erreichen diesen Bereich nicht, da die Stutzen unterhalb des Reakorbehälterflansches liegen. Eine sicherheitstechnische Bedeutung hat das Deckelsprühsystem nicht. Bei jeder Revision muss ein Ausbaustück abgeschraubt werden, damit man den Deckel anheben kann. Deshalb lag auch die Vermutung nahe, dass die Leckage am Flansch aufgetreten war.

Man hatte aber auch von Anfang an die Befürchtung, es könne sich um eine Knallgasexplosion gehandelt haben. Dazu wurden theoretische Überlegungen durchgeführt, die aber die Behörde nicht überzeugten, deshalb bestand diese schließlich auf einer Inaugenscheinnahme, die nur nach Abfahren der Anlage möglich ist. (Erläuterung: Die SWR Sicherheitsbehälter sind bei Leistungsbetrieb inertisiert, damit bei einem KMV mit Wasserstoffreisetzung durch die Zirkon-Wasserreaktion keine Wasserstoffbräünde oder Explosionen auftreten können, der SHB kann daher bei Betrieb nicht betreten werden.)

Bei der Inspektion fand man die geborstene Sprühleitung. Folgeschäden waren nicht eingetreten. Die Halterung der Leitung hatte die Rückschlagarmatur geschützt, so dass kein Kühlmittel aus dem Reaktordruckbehälter austreten konnte.

Was hätte passieren können?

Die Rückschlagarmatur hätte beschädigt oder abgerissen werden können, dann hätte es einen kleinen KMV gegeben, der leicht beherrschbar ist. Die schlagende Leitung hätte Folgeschäden an der Füllstandsmessung des RDB oder an elektrischen Leitungen verursachen können. Wegen der Redundanten Systeme wären auch solche Schäden sicher beherrscht worden.

Soweit die guten Seiten der Geschichte. Nun zu den nicht so guten.

Man ist seit Jahren mit den Betreibern in Diskussion um umfassende Analysen über gefährdete Systembereiche zu erstellen. Abhilfemaß- nahmen kann man mit wenig Geld (die Analysen sind der größte geldliche Aufwand) dann gezielt einbringen. Man bringt in den gefährdeten Bereichen Katalysatoren an, die Knallgas sofort rekombinieren. Solche Analysen sind wirklich notwendig, weil man nicht davon ausgehen kann, dass Knallgasexplosionen immer so glimpflich ausgehen.

 

Hier der pdf-File des BMU zum Vorfall in Brunsbüttel

Dazu eine Erläuterung:

Die Aussage “Ob und in welcher Höhe es in diesem Fall zu Freisetzungen von Radioaktivität unterhalb des Störfallplanungswertes gekommen wäre, lässt sich derzeit nicht abschätzen.”

in einer Pressemeldung ist irreführend: Dieser Typ der SWR hat ein echtes Doppelcontainment, so dass bei einem KMV innerhalb Sicherheitsbehälter zunächst überhaupt keine Emissionen auftreten (vorausgesetzt die Sicherheitseinrichtungen funktionieren wie vorgesehen). Erst nachträglich muss zur Schadensbehebung der Sicherheitsbehälter nach langer Zeit (theoretisch kann man damit etwa 100 Tage warten, in der Praxis würde ich man bei einem radiologisch so harmlosen Fall schon nach wenigen Tagen ) den SHB spülen. Dazu gibt es spezielle Fiulter, sodass nur sehr wenig Edelgas freigesetzt würde. Die Emissionen könnten im Rahmen der betrieblich zugelassenen Emissionen gehalten werden.

2. Im letzten Absatz schreibt das BMU:

Neben den anlagenbezogenen Maßnahmen wird die Bundesaufsicht dafür sorgen, dass die naturgesetzlich nicht auszuschließende Wasserstoff- entstehung in allen Siedewasserreaktoren (Gundremmingen 1 und 2, Philippsburg 1, Krümmel und Isar1) nicht zu ähnlichen Schadensfällen führt.

Das letze Wort müsste lauten "führen könnte". Denn immerhin sind weltweit viele SWR seit vielen Jahren in Betrieb. An dieser Stelle ist das das erste Vorkommnis.

 

mehr Infos:

Was ist eine TC-Deckeldusche?

Die Deckeldusche ist eine betriebliche Einrichtung zur Kühlung des Reaktordruckbehälter-Deckels bei Abfahrvorgängen. Zum Kühlen des RDB-Deckels wird Medium aus dem Reaktorwasserreinigungssystem genutzt. Der Bereich der Deckelduschleitung ist bei Betrieb der Anlage geschlossen. Vor Inbetriebnahme der Deckeldusche bei Abfahrvorgängen wird der Bereich abzweigend vom TC-Hauptstrang außerhalb des SHB bis einschließlich der inneren DDA-Armatur über eine Funktionsgruppe in Richtung des Entwässerungssystems TX warm gefahren. Der Bereich zwischen innerer DDA-Armatur und dem RDB-Deckel wird bei Betrieb warm gehalten. Im Gegensatz zu anderen SWR-Anlagen ist in diesem Bereich in KKB eine Rückschlagklappe installiert. Der Bereich zwischen dieser Rückschlagklappe TC03S206 und dem RDB wird über die Verbindung zum RDB warm gehalten. Der Bereich zwischen innerer DDA-Armatur TC03S205 und Rückschlagklappe TC03S206 ist über eine Warmhalte-/Entwässerungsleitung mit den Entwässerungen der Frischdampfleitungen (System RT1) verbunden und soll darüber warm gehalten werden.

 

(näheres später)