Radon - die verkannte Gefahr !
„Ca. 5 % der jährlichen 36.000 Todesfälle infolge von Lungenkrebs in der BRD werden auf Radon in Häusern zurückgeführt.“ – so der BMU auf seiner WEB-Seite im Mai 2000. Dieser Erkenntnis liegen zwar neuere Ergebnisse zu Grunde, sie ist aber nicht ganz neu. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg schätzte bereits Anfang 1996 ab, dass „in den alten Bundesländern von rund 2000 durch Radon verursachten Lungenkrebstoten“ jährlich ausgegangen werden müsse.
Das Bayerische Staatsministerium fĂĽr Landesentwicklung und Umweltfragen informiert auf den aktuellen WEB-Seiten zu den
Lungenkrebserkrankungen wie folgt: „ Aber auch die mittlere Exposition (50 Bq/m³) ergibt bei einer mittleren Aufenthaltsdauer von 80% der Zeit und einer mittleren Lebenserwartung von 70-75 Jahren ein signifikant
erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Berechnungen zufolge wären demnach 4-12% der derzeit beobachteten Lungenkrebsfälle mit der Radonexposition der Lunge verknüpfbar. Dies macht 30-90 Fälle/Mio. Einwohner bei Männern
und nur 6-20 Fälle/Mio. bei Frauen aus, bei welchen die Lungenkrebshäufigkeit geringer ist als bei Männern.“
Das heißt im Klartext: für die 80 Millionen Bundesbürger wird mit jährlich 4000....9000 Lungenkrebserkrankungen infolge Radonexposition gerechnet.
Die mittlere Strahlenexposition des Menschen durch natürliche Strahlenquellen beträgt in der Bundesrepublik Deutschland etwa 2,4 mSv pro Jahr. Ein wesentlicher Anteil der natürlichen
Strahlenexposition (ca. 1,4 mSv/a) ergibt sich durch die Inhalation von Radon und Radonfolgeprodukten infolge des Aufenthaltes in Häusern. In der Bundesrepublik Deutschland besteht gemäß BMU eine mittlere
Radonbelastung in Wohngebäuden von ca. 50 Bq/m³. Radon ist ein radioaktives Edelgas und entsteht beim radioaktiven Zerfall von Uran, welches in der Erdkruste (z.B. als Begleitmineral in Steinkohle oder im Granit
mit mittleren Gehalten von 2,4 ppm Uran und 13 ppm Thorium) ĂĽberall enthalten ist. Sandstein hat dabei typische Gehalte von 1-10 ppm, Granit bis 15 ppm Uran und bis 80 ppm Thorium. Uran und seine radioaktiven
Zerfallsprodukte sind praktisch überall enthalten und leicht nachweisbar. Radon kann sich auf geologischen Störungen ausbreiten oder auch über alte Grubenbaue in die Keller der Wohngebäude eindringen.
Uranhaltige Baustoffe (z.B. Schlacken, Sande) können ebenfalls Radon in beachtlichen Mengen freisetzen. Das Radon als Gas und dessen radioaktive Zerfallsprodukte an Aerosolen gebunden gelangen mit der Atemluft in
den Atemtrakt, wo ihre energiereiche Alphastrahlung strahlenempfindliche Zellen erreichen und Lungenkrebs hervorrufen kann.
Radon macht ca. 35% der durchschnittlichen künstlichen und natürlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung aus - dies ist völlig unstrittig unter alternativen und nicht alternativen
Strahlenschützern. Es ist nach der medizinischen Strahlenanwendung die größte Exposition.
Vom Bundesumweltministerium wird zur Radonproblematik weiterhin mitgeteilt, dass aktuell vorliegenden Ergebnisse darauf hinweisen, dass bei einer Radonkonzentration ab 400 Bq/mÂł Raumluft mit einem
erhöhten Lungenkrebsrisiko und mit einer Zunahme der Radonbelastung um 100 Bq/m³ mit einer Erhöhung des Lungenkrebsrisikos um 10% zu rechnen sei. Dies werde auch durch internationale Untersuchungen belegt. In
Deutschland seien die Bewohner von etwa 57.000 Häusern einem erhöhten Lungenkrebsrisiko durch das Edelgas Radon ausgesetzt [Jahresbericht des BMU vom November 1999]. Doch nichts geschieht.
Die daraus resultierende Gefahr hat bisher lediglich ein Bundesland erkannt und auch darauf reagiert: Sachsen. 1995 erlieĂź das damalige Staatsministerium fĂĽr Umwelt- und Landesentwicklung (unter
Leitung des jetzigen MdB A. Vaatz) eine Förderrichtlinie zur Unterstützung von Maßnahmen zur Reduzierung hoher Radonkonzentrationen in Gebäuden.
Die inzwischen vorliegenden Messergebnisse zur Radonkonzentration in der BRD sind in einigen Gebieten Deutschlands alarmierend. Ganz gleich ob Schwarzwald, Pfälzer Wald, Eifel, Harz, Thüringer Wald,
Erzgebirge, Bayrischer Wald, Fichtelgebirge – der Gebiete gibt es viele in Deutschland, die als betroffene Regionen benannt werden könnten.
(siehe Karte unten: Es ist zu beachten, dass die Radonaktivitätskonzentration in der Bodenluft in kBq/m³ angegeben ist und für die Farbstufen unterschiedlich breite Intervalle festgelegt worden sind;
dies vermittelt wegen der vielen Grüntöne leider den fehlerhaften Eindruck es wäre alles im „Grünen“ Bereich).
Doch den Umweltminister schert diese hohe Strahlenbelastung der Bevölkerung kaum, obwohl hier oftmals das 100 bis 1000-fache dessen erreicht wird, was ein Angestellter der Kernkraftwerke pro
Jahr aus seiner beruflichen Tätigkeit erfährt (vgl. nachfolgende Tabelle). Die Strahlenbelastung durch Radon ist oft sogar weitaus höher, als der international gültige Grenzwert für eine Havariebeseitigung
nach Strahlenunfällen.
Der renommierte Radiologe, Herr Prof. Wichmann, schätzt ein, dass 80.000 Mitbürger in der BRD mit einem erhöhten Radon-Krebsrisiko leben müssen.
Der BMU geht von ca. 57.000 betroffenen Häusern aus – und es geschieht weiterhin nichts.
Die EU-Richtlinie 90/143/Euratom vom 27.03.1990 zum Schutz der Bevölkerung vor Radonexposition in Gebäuden wird nun auch bei der Novellierung der neuen
Strahlenschutzverordnung ignoriert und nicht – wie völkerrechtlich erforderlich – in nationales deutsches Recht umgesetzt (übrigens im Nicht-EU-Land Schweiz erfolgte dies bereits 1994).
Es scheint schon Prinzip zu sein, dass niemand für diese Strahlenbelastung in der BRD zuständig ist.
Es gibt in Deutschland keine Richtlinie bzw. keinen Grenzwert für Radium im Mineralwasser – es gibt auch keine gesetzlichen Grenzwerte für Radon in Häusern auch für Vermieter gibt es keine
Radon-Richtwerte fĂĽr die Strahlenbelastung der Mieter.
Nur im beruflichen Bereich (8 Stunden am Tag) gilt künftig die neue Strahlenschutzverordnung – auch
für Arbeitsplätze mit erhöhter Radonexposition - und dort recht restriktiv – aber zu Hause in der Mietwohnung können die Kinder ruhig höheren Belastungen ausgesetzt sein ?!?
Offenbar ist der Umweltminister, Herr Trittin, mit der Abschaltung der weltweit sichersten Kernkraftwerke so beschäftigt, dass ihm für die Problematik der Strahlentoten und
Lungenkrebskranken in Deutschland keine Zeit bleibt und er das Radon-Risikopotential geflissentlich übersieht. Oder ist er dafür gar nicht zuständig ? – sondern seine grüne Mitstreiterin aus dem
Gesundheitsministerium ?
Auf die ZDF-Sendung vom 02.02.1999 zu „Risiko Radon-Krebsgefahr, die aus der Erde kommt“ erfolgte hinsichtlich der Novellierung der Strahlenschutzverordnung keine Reaktion. Keine Reaktion
erfolgte auch auf die WDR-Sendungen „Plusminus“ vom 11.04.00 und 02.06.00 zu Radium und anderen radiotoxischen Schwermetallen in Mineralwässern. Warum werden die EU-Empfehlung
eigentlich nicht in deutsche Rechtsgrundsätze übernommen?
Offenbar gilt für unsere Regierenden die Devise – wir minimieren die Risiken da, wo wir den politischen Erfolg brauchen und es uns nichts kostet – auf die 2000 Wählerstimmen
pro Jahr (s. Anfang) muss man in Zukunft sowieso verzichten.
ODER: Rinderwahn und Castorwahn sind eben doch medienwirksamer zu verkaufen !
Daten verschiedener Strahlenbelastungen im Vergleich mit Grenzwerten
Grenzwerte bzw. Art der Strahlenbelastung
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max. Radon- konzentration
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Vergleichswerte (effektive Dosis)
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Grenzwert fĂĽr beruflich strahlenexponierte Personen (jedoch bei Dauerbelastung max. 100 mSv in 5 Jahren)
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50 mSv/a
= 20 mSv/a
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Grenzwert bei Sanierung der Wismut-Altlasten (Dosis ergibt sich vor allem aus Radon & Radon-Folgeprodukten)
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50 Bq/mÂł
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1,0 mSv/a
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Radon in Atemluft im Endlager Morsleben (Kerntechnik) max. Jahresmittelwert fĂĽr die beruflich strahlenexpon. Personen (bei einer Aufenthaltszeit von 1600 Arbeitsstunden pro Jahr)
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120 Bq/mÂł
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0,35 mSv/a
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Radon in Atemluft an Arbeitsplätzen gemäß europäischer Richtlinie 96/29/Euratom (Nicht-Kerntechnik) max. Jahresmittelwert für beruflich Radonexpon. Personen (bei einer Aufenthaltszeit von
1600 Arbeitsstunden pro Jahr)
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3000 Bq/mÂł
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8,8 mSv/a
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1-jähriger Aufenthalt in einem Radon-belasteten Wohnhaus (Bevölkerung)
bei 250 Bq/mÂł
bei 400 Bq/mÂł
bei 1.000 Bq/mÂł (19,8% unserer Messwerte darĂĽber !)
bei 1.250 Bq/mÂł
bei 15.000 Bq/mÂł
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4 mSv/a
6,4 mSv/a
16 mSv/a
20 mSv/a
240 mSv/a
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Durchschnitt der natĂĽrlichen Strahlenbelastung in der BRD
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2,4 mSv/a
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Durchschnittl. natĂĽrliche und kĂĽnstliche Strahlenbelastung (BRD)
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4 mSv/a
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Durchschnittl. berufliche Strahlenbelastung (fĂĽr 330 000 Personen)
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0,24 mSv/a
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1 Jahr am KKW-Zaun
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0,005 mSv/a
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CASTOR-Transport (in 2 m Abstand vorbeifahrend)
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0,0003 mSv
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1 Ferienflug (mit insgesamt 10 h Flugdauer)
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0,05 mSv
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1 Röntgenuntersuchung (Brustkorb)
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0,1...0,3 mSv
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Radioaktiver Fall-out aus frĂĽheren Kernwaffentests (1998 in BRD)
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<0,01 mSv/a
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Auswirkungen Tschernobyl-Havarie (Dosisbeitrag 1998 in BRD)
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<0,02 mSv/a
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Text von Michael Thiel (Nuc-Tec-Team) Fachliche Beratung: L. Schneider, A. Kronenberg
weiterfĂĽhrende Info: Radonbelastung in Sachsen
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