Pro:
1)
Ressourcenschonung :
Plutonium
entsteht bei der Nutzung von Uran als Kernbrennstoff quasi
als Abfallprodukt mit (siehe MOX). Da es selbst spaltbar ist,
ist es ein Gebot der Ressourcenschonung, diesen Stoff wieder
einzusetzen und damit Uran als Kernbrennstoff zu sparen. (1
g Pu entspricht 1 bis 2 Tonnen Rohöl!)
Etwa
ein Drittel des für thermische Reaktoren benötigten Urans
wird eingespart, wenn MOX als Gemisch aus abgetrenntem Plutonium
und abgereichertem Uran als Brennstoff eingesetzt wird. Damit
erhöht sich die Reichweite des Natururans entsprechend – von
heute geschätzten 5o Jahren auf etwa 8o Jahre.
Beim
Brutreaktor (Brüter) ist das Plutonium als Startinventar unentbehrlich,
wobei ein 300-MWe-Brüter etwa 5-6 Tonnen Pu braucht, während
der derzeit in noch nicht aufgearbeiteten Brennelementen angesammelte
Plutoniumvorrat bei 1200 t liegt.
2)
Nichtverbreitung - Entzug aus Kernbrennstoffkreislauf:
Plutonium
aus LWR ist nach gängiger Technik zwar allenfalls für Sprengsätze
undefinierter Leistung brauchbar, hat aber dennoch ein hohes
terroristisches Potential. Nur durch Spaltung – derzeit in
laufenden LWR – kann es vernichtet werden, wobei je Zyklus
etwa 40% der eingesetzten Menge gespalten, der Rest durch
neuerliche Wiederaufarbeitung und Einsatz ebenfalls gespalten
werden kann. In zukünftigen Brütern könnte man noch schneller
abbauen.
Der
Entzug von ständig gebildeten Plutonium aus dem Kernbrennstoffkreislauf
und der Abbau der derzeitigen Plutoniumvorräte (speziell der
großen Mengen an Waffenplutonium in Russland und der USA)
in der friedliche Nutzung der Kernenergie ist sinnvoll und
wichtig.
3)
Sichere Endlagerung:
Langlebige
Aktiniden (Np, Pu, Am) verlangen gesicherten Einschluss über
Jahrtausende (lange Halbwertszeiten), während die Spaltprodukte
(dominiert von Cs-137 und Sr-90) nach etwa 300 Jahre Einschluss
weitgehend verschwunden sind. Damit kann man die Rückkehr
der Radionuklide in den Biozyklus sicher ausschließen. Außerdem
entfällt ein Großteil der Alphazerfallswärme, die die Ausbreitung
der Radionuklide bei Behälterversagen fördern könnte (was
auch Endlagervolumen spart).
Eine
Abtrennung der langlebigen Aktiniden wird seit Anbeginn der
Kernenergienutzung diskutiert und rückt mit der Idee der beschleunigergestützten
Transmutation in eine neue Ära (siehe LINK Transmutation).
4)
Wertstofftrennung :
In
Industrie und Medizin werden radioaktive Stoffe in zunehmendem
Umfang eingesetzt. Dabei bleibt ein großer Teil des Potentiales
der radioaktiven Spaltprodukte bisher ungenutzt. Das kann
sich ändern, wofür die Abtrenung durch Wiederaufarbeitung
Voraussetzung ist. Bei dieser Trennung fallen außerdem nicht
radioaktive Wertstoffe, wie Platinmetalle und Seltene Erdmetalle
an, die als Katalysatoren für Automobil- und Industrieabgase
zunehmende Verwendung finden.
5)
Zugang zu kommenden Trennaufgaben :
Die
Technik der Wiederaufarbeitung ist technisch und sicherheitstechnisch
anspruchsvoll. Sie hat und wird künftig aber auch andere konventionelle
Trennaufgaben in Industrie und Abfallwirtschaft positiv beeinflussen.
Contra
:
1)
Risiko im Umgang :
Radionuklidhantierung
bedeutet auch immer Hantierungsrisiko. Das betrifft sowohl
die Handelnden (Arbeiter), wie auch das Umfeld der Anlagen.
Man kann dieses Risiko sehr klein halten, aber nicht grundsätzlich
ausschließen. Freisetzungen von flüchtigen Radionukliden (z.B.
Jod, Tritium) können mit ausgefeilten Filtersystemen auf tolerierbare
Werte herabgesetzt, aber nicht grundsätzlich vermieden werden
(siehe LINK WAA-Prozess mit Zahlen, was technisch machbar
ist bei der Verbreitung der Radioaktivität durch Abluft und
Abwasserabgaben aus Wiederaufarbeitungsanlagen).
2)
Volumsvergößerung :
Das
Abfallvolumen nach der Wiederaufarbeitung ist heutezutage
kleiner, als das Volumen der unverpackten Brennelemente
(siehe Abbildung). Das alte Akument der Gegner gilt daher
nicht mehr! Das Volumen ist aber ohnehin nicht die das Endlager
bestimmende Größe, sondern der integrale Zerfallswärmeeintrag.
Dafür bietet sich die Trennung durch Wiederaufarbeitung als
Vorteil an.
3)
Erleichterung des militärisch-terroristischen Zuganges
Die
Wiederaufarbeitungstechnik liefert Plutonium, das leichter
hantiert werden kann, als ein durch die starke Strahlung von
begleitenden Spaltprodukten schwer zu hantierendes Brennelement.
Die Isotopenzusammensetzung des Plutoniums ist aber für wirksame
Kernwaffen nicht geeignet! Für Waffenplutonium ist der Abbrand
in modernen Kraftwerken viel zu hoch.
Der
terroristische Zugang zu diesen Anlagen ist praktisch unmöglich,
da diese Anlagen modernen Festungen gleichen und eine strenge
Zugangsregelung für Personen gilt.
In
den industriell betriebenen Anlagen kann der Verbleib des
Plutoniums ausreichend sicher verfolgt werden, so daß Abzweigungen
sicher entdeckt werden. Internationale Organisationen (Euratom,
IAEA) sorgen für strenge Kontrollen. Hier wird über jedes
Milligramm Plutonium Buch geführt. Somit erleichtert das in
keinem Fall den Handel mit Plutonium.
Der
technische Prozess stammt aus den 60iger Jahren und ist in
jedem Lehrbuch beschrieben. Entsprechende Anlagen sind aber
groß, teuer und bisher in ihren Anfängen in nuklearen Schwellenländern
auch immer entdeckt worden. Es gibt außerdem riskantere, aber
technisch viel einfachere und verbergbare Zugänge, die im
Zweifel benutzt werden könnten, wenn es auf die rasche und
verborgene Bereitstellung von Plutonium ankäme.
4)
Nicht beherrschbare Technik
Militärische
Wiederaufarbeitungsanlagen aus der Frühzeit sind in Einzelfällen
ohne die notwendige Sorgfalt betrieben worden. Das hat zu
großen Unfällen und Kontaminationen geführt. Die nationalen
Regeln gegen die Radionuklidausbreitung sind erst vor einigen
Jahren durch internationale Empfehlungen der IAEA in Wien
auf einen hohen gemeinsamen Sicherheitsstandard gebracht worden.
Der
laufende Betrieb der sehr großen Anlagen sind ohne nennenswerte
Störfälle zeigt aber, dass die Technik insgesamt beherrschbar
ist.
Abbildung:
Entgegen manchen Behauptungen, ist das Abfallgebinde aus der
Wiederaufarbeitung kleiner, als das Brennelement zuvor, da
es nun mal zum Hauptteil aus Uran besteht, das als gereinigtes
Uran wiederverwendet werden kann !
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